Im windigen Dorf «Paradies» trotzt eine kleine Patchworkfamilie den Herausforderungen des Alltags. Als der kleine Cigaal eines Tages vor der geschlossenen Schule steht, werden die beiden erfinderisch, um ihm dennoch eine gute Bildung zu ermöglichen.
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Der kleine Cigaal ist rundum zufrieden im bescheidenen Zuhause, vertreibt sich die Zeit mit Zeichnen, bis sein Vater Mamargade von der Arbeit kommt. Seit kurzem ist dessen Schwester bei ihnen eingezogen. Meist wartet Araweelo mit ihrer Nähmaschine am staubigen Strassenrand auf Kunden. Die Erwachsenen kämpfen sich mehr schlecht als recht durch den Alltag, sind jedoch fest entschlossen, sich selbst und vor allem Cigaal eine bessere Zukunft zu schaffen. Als klar wird, dass die Dorfschule schliesst, müssen sie sich etwas einfallen lassen, um dem aufgeweckten Jungen den Besuch des Internats in der Stadt zu ermöglichen. Mal Fahrer illegaler Ware, mal Totengräber, spürt Mamargade den wachsenden Druck eines professionellen Bestattungsinstituts, während die Schwester von einem eigenen Geschäft voller bunter Stoffe träumt. Gemeinsam versuchen sie, ihren Weg durch die komplexen sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen zu finden, und stricken ein familiäres Netz, das auch in schwierigen Zeiten hält.
Somalia könnte ein Paradies sein, wären da nicht mangelnde Staatsstrukturen, Clankonflikte, Geopolitik und die Terrororganisation Al-Shabaab. Der somalisch-österreichische Filmemacher Mo Harawe nutzt die politische Gegenwart nur skizzenhaft als Kulisse, um den Alltag einer Kleinfamilie darin einzubetten. Das Spielfilmdebüt feierte in der Reihe Un Certain Regard in Cannes Premiere und wurde für seine durchkomponierten Bilder gelobt, in denen die Akteur:innen den Figuren mit ihrem lakonischen Auftreten eine verschmitzte Facette entlocken.
von Mo Harawe mit Ahmed Ali Farah, Anab Ahmed Ibrahim, Ahmed Mohamud Saleban, SO, 2024, Od, 133 Minuten, freigegeben ab 12 Jahren