Programm

Loving

Die Geschichte von Richard und Mildred Loving hat in den 1950er-Jahren die amerikanische Öffentlichkeit aufgewühlt und letztlich die Gesetzgebung verändert. Der Film feiert den Mut eines Paares, dessen Leidenschaft stärker ist als das Gesetz.
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«Loving» verweist auf den Nachnamen der Eheleute Mildred und Richard Loving, die in Virginia in den 1950er-Jahren heiraten. Ihr Plan: Sie wollen ein paar Kinder in die Welt setzen, eine kleine Farm aufbauen und friedlich bis an ihr Lebensende zusammenleben. Aber der Staat Virginia hat andere Pläne. Kurz nach der Hochzeit stürmt die Polizei nachts ihr Haus und verhaftet sie. Der Grund: Gemischtrassige Ehen sind in Virginia verboten. Und Richard ist weiss, Mildred afroamerikanischer und indianischer Abstammung, geheiratet haben sie im Nachbarstaat. Auf dieses Verbrechen stehen ein bis fünf Jahre Gefängnis für beide. Doch Mildred ist hochschwanger, daher sind sie gezwungen, sich auf einen Deal einzulassen. Sie müssen keine Gefängnisstrafe absitzen, dürfen aber nicht weiter als Paar in Virginia bleiben, wo beide geboren und aufgewachsen sind, sondern werden für 25 Jahre des Staates verwiesen. Schweren Herzens verlassen sie ihre Familien, ihre Wurzeln und auch das Land, das Richard gekauft hat, und ziehen nach Washington in die Stadt. Dort verbringen sie fünf Jahre und bekommen zwei weitere Kinder. Doch vor allem Mildred fühlt sich entwurzelt und leidet. In ihrer Verzweiflung schreibt sie Robert Kennedy, dem damaligen Justizminister der Vereinigten Staaten, einen Brief und schildert den Fall. Dieser verweist ihn an Anwälte der Bürgerrechtsbewegung, die daraus einen Präzedenzfall machen, der die gesamte Gesetzeslage für immer kippen soll. Unterdessen ziehen die Lovings heimlich zurück nach Virginia, weil sie die Entwurzelung nicht mehr ertragen.

Wieder widmet sich ein Film der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung und deren Geschichte beziehungsweise Einzelfällen, die letztendlich dazu beigetragen haben, ein ganzes System von staatlicher Unterdrückung und Rassismus zu kippen. Die Zeiten für solche Filme könnten kaum besser sein, da Nationalismus und Rassismus wieder auf dem Vormarsch (nicht nur) in den USA sind und sich gleichzeitig mit «Black Lives Matter» eine neue Bürgerbewegung gebildet hat. Nun neigen solchen Filmen oft dazu, dass sie eher pathetisch oder in grossen Gesten und ebenso grossen Geschichten die historischen Momente aufarbeiten. Doch Nichols geht einen viel cleveren und integrativen Weg. Er bricht das lange Leiden der Lovings und den langen Weg bis zum Supreme Court auf den Kern herunter, der universell verständlich und überhaupt das Wichtigste ist: das Recht zu lieben und zu heiraten, wen man möchte. Und auch bei ihm gilt: Inmitten der Befreiungskämpfe der LGBT-Bewegung in den USA und vielen anderen Ländern könnte diese Botschaft relevanter nicht sein.

Diesen Film zeigen wir im Rahmen der Filmreihe «Für Vielfalt – gegen Rassismus». Die Filmvorstellung kann mit einem vergünstigten Eintrittspreis von 10 Fr. besucht werden.




von Jeff Nichols mit Joel Edgerton, Michael Shannon, Marton Csokas, Ruth Negga, USA, 2016, Edf, 123 Minuten, freigegeben ab 10, empfohlen ab 14 Jahren
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